Die leise Chronistin
Eine große Retrospektive im Berliner Martin-Gropius-Bau ehrt die Fotografin Barbara Klemm
Sie war nicht nur Zeugin von zahlreichen Schlüsselereignissen der Epoche – die Fotografin Barbara Klemm hat es so gut wie immer geschafft, das entscheidende Bild zu machen. Sie hat Ikonen politischer Wendepunkte geschaffen: das Bild von Willy Brandt 1973 im Gespräch mit Leonid Breschnew, ein intimer Moment, der wie kein anderer sinnbildlich für die Ostverträge steht. Sie ist die Einzige, die den Kuss von Erich Honecker mit Leonid Breschnew nicht nah, auf die Lippen fokussiert, sondern aus der Distanz fotografiert, aus der erst Tschernenko und Gromyko sichtbar werden, die dabei stehen und desinteressiert tuscheln.
Was Barbara Klemm sucht, ist der eine Moment, in dem "alles in einem Foto eingefangen ist", sagt sie. Ihre Aufnahme eines Studenten in der Menschenmenge der Einheitsfeier ging in die Geschichtsbücher ein – es ist das Bild der Wiedervereinigung. Über 40 Jahre hat Barbara Klemm für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ fotografiert und ist dabei viel unterwegs gewesen. Ihre Fotos dokumentieren eine damals noch weitgehend gespaltene Welt, die Zeiten und Schauplätze des Kalten Krieges und der Studentenrevolution, der deutschen Parteienpolitik und der weltweit bewaffneten Konflikte.
Sie porträtierte Bewohner der Elendsviertel in Kalkutta und Bettler in New York genauso wie große Künstler, Musiker und Literaten – denn so unterschiedlich auch die Themen – es sind immer die Menschen, auf die Barbara Klemm ihr Augenmerk richtet.
Ab 16. November widmet der Martin-Gropius-Bau in Berlin der Fotografin eine große Retrospektive: „Barbara Klemm, Fotografien 1968 - 2013“. „Metropolis“ hat die Fotografin getroffen und mit ihr über die großen und kleinen Momente der vergangenen Jahrzehnte gesprochen.(Quelle: arte.tv)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen